Was wichtig wird in einer Welt im Wandel
Fjord Trends 2022
Alljährlich gibt Accenture Interactive mit den Fjord Trends einen Ausblick...
...auf die bedeutendsten Entwicklungen in Markenkommunikation, Produktdesign und Unternehmensstrategie. 2022 rechnen die Expert:innen mit mehr Fokus auf die Bedürfnisse der
Menschen.
„Die Grundpfeiler unserer Gesellschaft sind einer extremen Belastung ausgesetzt – das fordert jetzt seinen Tribut“, sagt Christopher Böhnke, Managing & Group Director Fjord,
mit Blick auf die vergangenen zwei Jahre. „Wir sehen die Herausforderungen, die noch vor uns liegen, und glauben trotzdem, dass diese Situation einzigartige Chancen bietet,
neue Gesellschaftsformen und Lebensweisen zu gestalten.“
Inhalt
Unternehmen positionieren sich in dieser Welt im Wandel am besten, indem sie die Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt rücken – ob als Mitarbeiter:innen oder Kund:innen. Das sind die fünf Trends, die in diesem Jahr eine wichtige Rolle spielen werden:
Trend I
Selbstbestimmung im Kollektiv
Schon einige Zeit strebt unsere Gesellschaft zu Individualismus und Unabhängigkeit. Die Menschen wollen zunehmend selbst bestimmen, wie und wo sie ihre Zeit verbringen und was ihre
Aufmerksamkeit verdient. Die Abhängigkeit vom Arbeitgeber sinkt: Durch neue Technologieplattformen und ihre Tools ist es einfacher, die Tätigkeit zu wechseln, etwas komplett Neues zu
machen oder selbst nebenher Geld zu verdienen. Auch die Einstellung zu Arbeit und Einkommen verändert sich: Immer mehr Menschen legen weniger Wert auf viel Geld auf dem Konto, dafür
mehr auf innere Ausgeglichenheit oder Selbstverwirklichung.
Die neuen Möglichkeiten und Einstellungen wirken sich unmittelbar auf klassische Beschäftigungsformen aus. Präferenzen und Wertvorstellungen der Mitarbeitenden decken sich nicht mehr
zwangsläufig mit denen des Unternehmens. Daraus kann, so die Accenture-Trendforscher, eine „Me over We“-Mentalität entstehen.
Daher sieht Christopher Böhnke als eine der wichtigsten Führungsaufgaben im Jahr 2022, dass Arbeitgeber:innen Selbstbestimmung und Kollektiv unter einen Hut bekommen. „Sie müssen dem
Einzelnen Flexibilität bieten, ohne die Bedürfnisse des Teams aus den Augen zu verlieren. Außerdem müssen sie das Gesamtwohl des Unternehmens im Blick behalten, um Kreativität,
Vielfalt und Vertrauen zu fördern und Talente zu halten.“
Trend II
Von der Endlichkeit der Dinge
Die Überflussgesellschaft gerät an ihre Grenzen. Die Coronapandemie mit ihren Lockdowns und Versorgungskrisen hat die globalisierten Märkte aus dem Takt gebracht. Es ist längst nicht mehr selbstverständlich, mit minimalem Aufwand alles zu bekommen, was man sich wünscht. Zusätzlich führt die Klimakrise zu einem Sinneswandel. Die Menschen beginnen langsam zu begreifen, welche Auswirkungen ihr Konsumverhalten auf den Planeten hat.
Unsere Haltung zum Überfluss, aber auch zur Umwelt wird sich verändern, sagen die Expert:innen voraus. „Markenverantwortliche sollten sich darauf konzentrieren, die Ansprüche der Kund:innen an Komfort und Nachhaltigkeit zu erfüllen“, sagt Böhnke. Dafür müssen Unternehmen selbst einen Mentalitätswandel vollziehen: Innovation muss nicht mehr gleichbedeutend mit „neu“ sein. Ein Ansatz könnte darin bestehen, durch Dienstleistungen, die die Lebensdauer eines Produkts verlängern, einen neuen Mehrwert für Kund:innen zu schaffen. Der Trend geht für Christopher Böhnke klar zum „regenerativen Unternehmen“. Das traditionelle Modell des „Nehmens, Herstellens, Entsorgens“ wird hierbei zugunsten der Kreislaufwirtschaft ersetzt. Böhnke empfiehlt: „Unternehmen sollten eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln und Produkte designen, die den geänderten Vorzeichen gerecht werden.“
Trend III
Die Metaverse-Expedition
Erinnern Sie sich noch an Second Life? Die virtuelle Welt startete Anfang der 2000er-Jahre. Sie wird durch ihre User:innen gestaltet, die durch Avatare interagieren, miteinander
kommunizieren und Handel mit digitalen Gütern treiben können. Dank rasanter technologischer Fortschritte bei 3D, Virtual und Augmented Reality erwarten die Trendexpert:innen ein
Wiederbeleben des als Metaverse bezeichneten virtuellen Raumes.
„Im Metaverse“, erklärt Christopher Böhnke, „geht es weniger darum, in eine Fantasiewelt mit Einhörnern und Drachen einzutauchen. Vielmehr soll die Möglichkeit geschaffen werden, den
physischen Grenzen zu entkommen und Zeit in einem virtuellen Raum zu verbringen.“ Für Marken und Unternehmen wird das Metaverse vor allem deshalb interessant werden, da Menschen dort
mit ihren – auch rein virtuellen – Produkten in Kontakt kommen werden.
Das ist noch Zukunftsmusik. „Unmittelbar vor uns liegt eine Phase, in der wir hinterfragen, lernen und experimentieren werden und so die Grenzen des Möglichen ausloten“, sagt Böhnke.
Wer im Metaverse aktiv werden möchte, muss bereit sein, viel auszuprobieren. Designer:innen, Entwickler:innen digitaler Produkte, Kreative und Technologieexpert:innen werden eine
zentrale Rolle bei der Gestaltung der virtuellen Welt und der Platzierung von Inhalten spielen. „Begegnen Sie dem Metaverse mit Neugier und Leichtigkeit, aber immer mit Integrität,
einem ethischen Kompass, Behutsamkeit und einem Bewusstsein für den neuen Raum und die ökologischen Fragen, die diese neue Welt begleiten“, rät Christopher Böhnke.
Trend IV
Vertrauen in unsicheren Zeiten
In einer Welt mit Google, Alexa und Co. sind Menschen es gewohnt, schnell und unmittelbar an Informationen zu gelangen. Doch je mehr Quellen verfügbar sind, desto größer wird
die Unsicherheit, ob eine Information wirklich richtig und wahrhaftig ist. Zugleich konsumieren Kund:innen bewusster und stellen mehr Fragen zu einem Produkt – wie etwa zum
fairen Umgang mit Arbeiter:innen, zum Tierwohl oder zur Lieferkette. Eine eigene aufwändige Recherche kann vom Kauf abschrecken. Denn die Menschen verlangen Antworten an den
Stellen, an denen sie mit einem Produkt oder einer Dienstleistung interagieren.
Für 2022 erwartet Accenture, dass sich Marken darüber bewusst werden, wie sie diese Kommunikation gestalten wollen. Sie müssen nun strategische Entscheidungen über die
Informationsebenen treffen, auf denen sie Kund:innen Informationen zugänglich machen wollen. Denn Transparenz und Offenheit schaffen Vertrauen. Der Informationsgehalt sollte
auf das individuelle Bedürfnis abgestimmt sein – etwa je nachdem, welche Rolle die Ratsuchenden einnehmen. Und auch die Form der Informationsvermittlung wird in den Fokus
rücken. „Sprachbasierte Künstliche Intelligenz ermöglicht zum Beispiel schon heute eine Reihe grundlegender Frage-und-Antwort-Dienste. Die entsprechenden Methoden werden sich
wahrscheinlich sowohl in Bezug auf Umfang als auch auf Komplexität weiterentwickeln“, sagt Christopher Böhnke.
Inhalt
